„Was ist Ihre größte Schwäche?“ – So beantwortest du diese Interviewfrage

Jun 13, 2024 | Jobsuche & Bewerbung | 0 Kommentare

Was genau ist die richtige Antwort auf die Frage „Was ist Ihre größte Schwäche?“? Hast du dich das auch schon mal gefragt? Und damit meine ich sowohl die Frage nach der besten Antwort im Interview als auch, was wirklich deine größte Schwäche ist!

In diesem Beitrag erfährst du meine Empfehlung als HR- & Karriereprofi, was du tun kannst,  um die Situation zu deinem Vorteil zu nutzen. Spoiler: Indem du deine Schwächen positiv darstellst! Und nein – damit meine ich nicht „Ich bin ein/e PerfektionistIn“ oder ähnlich brilliante Antworten 🙈

Lies weiter wenn du das wissen möchtest:

  • Warum wird die Frage überhaupt gestellt?
  • Wie antwortest du auf die Frage am besten?
  • 5+ Antwortbeispiele
  • 49+ Fähigkeiten, die du in einem Vorstellungsgespräch als Schwächen erwähnen kannst
  • Tipps zum Identifizieren (und Beheben) deiner Schwächen

Warum wird diese Frage überhaupt gestellt?

Zuerst wollen wir verstehen, warum PersonalerInnen die Frage überhaupt stellen.

Wenn du gebeten wirst über deine größten Schwächen zu sprechen, achte auf die folgenden drei Dinge:

1. Ehrlichkeit: PersonalerInnen möchten wissen, ob du ehrlich genug sind, eine echte Schwäche auszusprechen. Denk daran, dass bei einer tatsächlichen Einstellung deine beruflichen Schwächen auf die eine oder andere Weise zum Vorschein kommen werden. Daher ist es die beste Option, diese im Voraus offen anzusprechen.

2. Selbstbewusstsein oder die Fähigkeit, sich selbst zu analysieren und die Bereiche zu erkennen, an denen du arbeiten darfst.

3. Bereitschaft zur Verbesserung: Jeder von uns hat Schwächen. Deshalb ist es gar nicht notwendig darüber zu lügen. Es wird aber erwarter, dass du bereit bist daran zu arbeiten oder dich zu verbessern.

Wie antwortest du auf die Frage am besten?

Das Wichtigste zuerst:

Deine Antwort sollte niemals lauten: „Schwächen? Ich habe keine Schwächen.“

Jeder hat Schwächen. Wenn du darauf nicht eingehst, zeigt das vor allem eines: Dass du nicht selbstreflektiert bist und das ist ein Warnsignal für die meistern PersonalerInnen.

Stattdessen solltest deinen Schwächen positiv formulieren. Und nein, das ist nicht dasselbe wie eine Stärke als Schwäche zu verschleiern (z. B. „Ich bin einfach ZU perfektionistisch“).

Was meine ich damit?

Lüge nicht über deine Schwächen, sondern wähle eine aus, die für die Stelle, auf die du dich bewirbst, nicht besonders relevant ist.

Zum Beispiel ist „Meine Schwäche ist, dass ich schlecht schreiben kann“, eine eher schlechte Antwort, wenn du dich für eine Stelle als kreativer Autor bewirbst, oder? Erkläre auch die Schritte, die du unternimmst, um dich zu verbessern.

Hier ist ein konkretes Beispiel:

Angenommen, du bewirbst dich um eine Stelle als Lektor. In diesem Fall solltest du z.B. effektive Kommunikation, Genauigkeit, Liebe zum Detail oder Teamarbeit NICHT als Schwächen nennen 😉 Alle diese Fähigkeiten sind für den Job von wesentlicher Bedeutung und es würde mehr schaden als nützen, sie als Schwächen zu erwähnen.

Vielmehr darfst du eine echte Schwäche identifizieren, die du wirklich hast und ernsthaft darüber sprechen, wie du damit umgehst. So könnte das klingen:

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„Meine größte Schwäche ist das Zeitmanagement. Ich war schon immer sehr detailorientiert, daher dauert es manchmal länger als geplant, ein Projekt fertigzustellen. Aus diesem Grund habe ich in meinem letzten Job begonnen, Zeiterfassungssoftware zu verwenden. Dadurch wurde mir bewusster, wie viel Zeit eine Aufgabe in Anspruch nimmt, und ich konnte leichter meine Fristen einhalten.“

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Diese Antwort ist super, weil es eine echte Schwäche ist, die jedoch für die Position nicht wesentlich ist. Zudem zeigt sie genau, was du getan hast, um dich zu verbessern. Darüber hinaus wird in dieser Antwort eine Stärke erwähnt, die für den Job von wesentlicher Bedeutung ist: Detailorientierung. Wenn du so etwas quasi nebenbei in deine Antwort einbauen kannst, ist das ein großes Plus.

5+ Antwortbeispiele

Beispiel 1: Mangel an Erfahrung
Dies ist normalerweise eine sehr gute Antwort, wenn du frisch von der Uni oder eine Ausbildung kommst oder den Beruf wechseln möchtest.

Nehmen wir zum Beispiel an, du bist frischgebackener Hochschulabsolvent und bewirbst dich für eine Stelle als Grafikdesigner Dann kannst du z. B. sagen, dass dir die Erfahrung mit einer bestimmten Software fehlt, weil du in einer anderen gelernt hast.

Wenn du in einem solchen Fall gefragt wirst: „Was ist Ihre größte Schwäche?“, kannst du antworten:

„Ich habe keine Erfahrung mit der neuesten Version von Adobe Illustrator, da ich meine Fähigkeiten mit CorelDRAW geübt habe. Wenn man jedoch bedenkt, dass es sich bei beiden um Designsoftware handelt, denke ich, dass ich den Umgang mit Adobe in kürzester Zeit erlernen könnte. ”

Oder so:

„Ich habe keine Erfahrung mit der Analyse großer Mengen an Finanzdaten, da ich die an der Universität erworbenen Finanzkenntnisse noch nicht in der Realität anwenden konnte. Ich bin zuversichtlich, dass ich den Dreh rauskriegen werde, sobald ich erste Berufserfahrung sammeln kann.“

Beispiel 2: Zusammenarbeit
Teamfähigkeit (oder „Unfähigkeit“) ist eine völlig berechtigte Schwäche, insbesondere wenn es in deinem Job nicht darum geht, mit vielen Menschen zusammenzuarbeiten.

Achte nur darauf, Teamfähigkeit nicht mit effektiver Kommunikationsfähigkeit zu verwechseln, auch wenn beides miteinander verbunden ist. Es gibt kaum Jobs, die keine Kommunikationsfähigkeiten erfordern, daher ist es vielleicht nicht die beste Idee, Kommunikation direkt als Schwäche zu erwähnen.

Bei Teamarbeit hingegen handelt es sich um eine enge Zusammenarbeit mit oder in einem Team zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels, die nicht unbedingt in jedem Bereich erforderlich ist.

So könntest du das z. B. formulieren:

„Ich bin ehrlich gesagt kein Teamplayer. Ich war immer weniger produktiv, wenn ich mit einer Gruppe von Menschen zusammenarbeitete, während ich mein Bestes gebe, wenn ich alleine bin. Dies ist einer der Gründe, warum ich mich entschieden habe, Schriftstellerin zu werden.“

Beispiel 3: Prokrastination
Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen mit dem Aufschieben zu kämpfen haben. Es ist eine (schlechte) Angewohnheit, die es schon sehr lange gibt.

Als Schwäche kann Aufschieben ein zweischneidiges Schwert sein. Wenn du es nicht richtig formulierst, kann der Eindruck entstehen, dass du vielleicht Fristen verpassst oder minderwertige Arbeit einreichst.

Der Schlüssel hier besteht darin, genau zu erwähnen, wie du diese Schwäche verbessert hast oder eine Verbesserung planst.

So kannst du das formulieren:

„Seit ich an der Universität war, kämpfe ich mit dem Aufschieben. Bevor ich meinen ersten Job hatte, dachte ich nicht, dass es eine Schwäche sei, weil ich nie eine Frist verpasst habe. Ich musste einfach hier und da mal eine Nachtschicht einlegen. Aber nachdem ich sah, wie sich mein Aufschieben einer Aufgabe auf die Produktivität des gesamten Teams und die Qualität des Projektergebnisses auswirkt, wurde mir klar, dass es sich um eine Schwäche handelt, die ich verbessern sollte. Ich habe meine Arbeitsmoral, meine Art, Aufgaben anzugehen und mich zur Arbeit zu motivieren, geändert und deutliche Verbesserungen festgestellt. Ich verlasse mich nicht mehr auf Panik in letzter Minute, um meine Arbeit abzuschließen.“

Beispiel 4: Ungeduld
Ungeduld ist eine dieser Schwächen, die fast gerechtfertigt sind. Es ist fast unmöglich, bei der Arbeit nicht irgendwann auch mal die Geduld zu verlieren. Es kann sein, dass du eine schwierige Aufgabe nicht erledigen kannst oder dass ein/e KollegIn eine Frist verpasst. Es kommt darauf an, wie du auf deine Ungeduld reagierst und ob du zulässt, dass sich diese auf deine Beziehungen zu deinen KollegInnen oder KundInnen auswirkt.

Wenn du also keinen Job hast, bei dem es wichtig ist, geduldig zu sein (z. B. als LehrerIn), kannst du Ungeduld als Schwäche nutzen, solange du sie positiv formulierst.

So geht’s:

„Manchmal überwältigt mich die Ungeduld. Wenn ich an einem Teamprojekt arbeite und denke, dass wir die anstehende Aufgabe nicht optimal bewältigen, werde ich manchmal nervös. In meinem letzten Job wirkte sich diese Schwäche auf mein Verhältnis zu KollegInnen aus, weshalb ich mich jetzt für einen Kurs angemeldet habe, um Geduld am Arbeitsplatz zu verbessern. Ich übe mich auch außerhalb der Arbeit aktiv in Geduld, um es zu einer Gewohnheit in meinem täglichen Leben zu machen.“

Beispiel 5: Selbstkritik
Viele Menschen kämpfen mit Selbstkritik. Irgendwann haben wir das Gefühl, dass wir mehr hätten tun können oder dass wir für eine bestimmte Aufgabe nicht alles gegeben haben.

Aus diesem Grund ist Selbstkritik eine Schwäche, die du in den meisten Situationen nutzen kannst, wenn du nach einer Schwäche gefragt wirst.

Zum Beispiel so:

„Meine größte Schwäche ist, dass ich mir selbst gegenüber zu kritisch bin und oft das Gefühl habe, nicht mein Bestes zu geben oder die Menschen, mit denen ich arbeite, zu enttäuschen. Dies führte in der Vergangenheit oft dazu, dass ich mich überarbeitet habe oder mich meinen KollegInnen unterlegen fühlte, obwohl sich meine Vorgesetzten nicht über meine Leistung beschwert hatten. Im vergangenen Jahr habe ich aktiv an mir selbst gearbeitet und versucht, gerechter mit mir selbst umzugehen.“

Beispiel 6: Multitasking
Multitasking klingt in der Theorie besser, als es ist. Ja, unser zunehmend „dynamischer“ Lebensstil kann uns manchmal dazu verleiten, Multitasking für großartig zu halten, aber aktuelle Studien zeigen, dass Multitasking die Arbeitsleistung ernsthaft beeinträchtigen kann.

Multitasking erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du bei der Arbeit Fehler machst, weniger effizient bei denen Aufgaben und insgesamt deine Produktivität erheblich beeinträchtigt ist.

Daher kannst du Multitasking problemlos als Antwort auf die Frage nach deinen Schwächen verwenden.

So könntest du antworten:

„Meine Schwäche? Ich mache zu viel Multitasking. Das Problem fiel mir zum ersten Mal bei meinem letzten Job auf: Ich war zu abgelenkt und die gleichzeitige Erledigung von zwei oder drei Aufgaben reduzierte meine Produktivität. Seitdem achte ich darauf, wie ich arbeite, und stelle sicher, dass ich immer alle meine Aufgaben definiere und priorisiere. Anstatt drei gleichzeitig zu jonglieren, versuche ich, sie einzeln durchzugehen.“

49+ Fähigkeiten die du im Vorstellungsgespräch als Schwächen angeben kannst

Inzwischen haben wir gelernt, dass es nicht wirklich um die Schwäche geht, sondern um die Art und Weise, wie wir die Schwäche darstellen und welche Schritte wir unternehmen, um sie zu verbessern.

Wenn du ehrlich und proaktiv mit deinen Schwächen umgehst, zeigt das, dass du der Typ Mensch bist, der Tatendrang und Initiative zeigt – beides sind unverzichtbare Fähigkeiten für viele Arbeitgeber.

Vor diesem Hintergrund kannst du gern einen Blick auf die folgende Liste der Soft Skills werfen, die du als Schwächen erwähnen kannst, um darüber nachzudenken, was deine mögliche Schwäche ist:

Kreativität

Risiken eingehen

Multitasking

Aufgaben-delegation

Kreatives Schreiben

Humor

Finanzielle Bildung

Öffentliches Reden

Spontanität

Fremdsprache

Präsentation

Schüchtern sein

Organisation

Software Kenntnisse

Zeit-management

Ungeduld

zu ehrlich sein

Selbstkritik

Teamarbeit

Wie bereits erwähnt, kannst du jede dieser Schwächen erwähnen, sofern sie nicht in direktem Zusammenhang mit der Stelle stehen, auf die du sich bewirbst.Wenn du dich für eine Stelle als Fernsehreporter bewirbst, sollten deine Schwächen nicht in öffentlichen Reden, Schüchternheit oder Teamarbeit liegen – ein Mangel an diesen Fähigkeiten wirkt sich negativ auf deine Fähigkeit aus, den Job zu erledigen (und führt dazu, dass du wahrscheinlich nicht eingestellt wirst).

Stattdessen könnte man Folgendes sagen:

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„Ich würde sagen, dass ich kein sehr spontaner Mensch bin. Ich bevorzuge es, vorbereitet und nach einem klar definierten Plan zu arbeiten. Das wirkt sich manchmal zu meinem Nachteil aus, weil es unmöglich ist, immer auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Eine weitere Schwäche ist, dass ich manchmal zu viele Projekte auf einmal übernehme. Dies kann manchmal die Qualität meiner Arbeit beeinträchtigen. Deshalb habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, jedes Mal, wenn ich ein Projekt übernehme, realistische Ziele zu setzen und mehr Verantwortung mit meinen KollegInnen zu teilen.“

Tipps zum Identifizieren & Beheben deiner Schwächen

Es ist wichtig, so authentisch wie möglich zu sein, wenn PersonalerInnen nach deinen Schwächen fragen.

Das bedeutet, dass deine Schwäche authentisch sein sollte und nicht nur eine Fähigkeit, die du aus einer Liste ausgewählt hast, weil du glaubst, dass sie für die Stelle, auf die du dich bewirbst, harmlos ist.

Je authentischer die von dir erwähnte Schwäche ist (und die Schritte, die du unternimmst, um sie zu beheben), desto eher wirst du als selbstbewusste/r und selbstreflektierte/r KandidatIn wahrgenommen.

Identifiziere deine Schwäche(n)
Fällt es dir schwer, deine Schwachstellen zu erkennen? Stelle dir diese Fragen:

  • Haben mich meine früheren Vorgesetzten zu einem bestimmten Aspekt meiner Arbeit kritisiert?
  • Wurde ich jemals gebeten, etwas zu verbessern und wie bin ich dabei vorgegangen?
  • Wann habe ich es versäumt, Arbeitsaufgaben zu erledigen, und was habe ich getan, um mich zu verbessern?
  • Was mache ich beruflich wirklich nicht gerne?
  • Was waren einige meiner Schwächen als StudentIn?
  • Gab es etwas Konkretes, das ProfessorInnen während meines Studiums an mir kritisiert haben?

Schwächen beheben
Das Erkennen deiner Schwächen hat noch nicht viel Wert, wenn du sie nicht nicht angehst und verbesserst.

Ich empfehle dir, deine Schwäche(n) nicht nur zu erkennen um sie im Vorstellungsgespräch zu erwähnen, sondern auch wirklich um daran zu arbeiten:

Nutze Tools, die dir helfen können, deine Schwächen zu verbessern:

  • Melde dich für einen Kurs an
  • Bitte um Feedback
  • Konsultiere eine/n Coach/ BeraterIn
  • Übe die Fähigkeiten außerhalb der Arbeit
  • Nimm an einem Workshop teil
  • Hole dir Rat von jemandem, dessen Stärke deine Schwäche ist

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